Shop Interviews zur TPD 2016 Folge 1 – Main-Steam und Dreamlike Liquids

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Welche Prognosen geben die E-Zigaretten und Dampfershops in Deutschland zur TPD 2016 ab?

Die TPD ist derzeit ein viel diskutiertes Thema. Aus diesem Grund haben wir eine Interviewreihe gestartet und einige der bekanntesten Dampfershops Deutschlands hierzu befragt. In unserer kleinen Fortsetzungsreihe werden wir Euch ab sofort immer 2 Interviews in einem Artikel vorstellen. Wir beginnen heute mit Main-Steam und Dreamlike Liquids. Jan Peter Prüßen von Main-Steam und René Fischer von Dreamlike Liquids haben sich unseren Fragen gestellt und diese beantwortet. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

interviews1Interview zum Thema TPD 2016:

1. Die Umsetzung der Tabakprodukterichtlinie ist derzeit ein viel diskutiertes Thema bei Dampfern, Einzelhändlern und Herstellern. Welche Änderungen wird es Ihrer Meinung nach geben?

Rene: Ganz schwer zu sagen, die bisherigen Änderungen in einigen unserer Nachbarländer haben gezeigt wieviel Spielraum da vorhanden ist. In Holland ist die TPD quasi 1 zu 1 umgesetzt worden, in Dänemark haben sie den Handel faktisch verboten, und in Italien haben sie horrende Steuern aufgeschlagen den freien Handel aber weitestgehend in Ruhe gelassen. Ich rechne in Deutschland damit das die Hardware insofern reguliert wird das Sie geprüft ( CE – Norm ) und zertifiziert werden muss. ( Damit wird der Clonehandel quasi sterben! ) Desweiteren werden Sie wohl bei den Liquids zum einen eine Steuer einführen ( hier rechne ich mit ca. 15-20 Cent pro ml ) sowie die Gebindegröße auf 10 ml beschränken.

Jan Peter:

– Maximale Gebindegröße für Liquid 10ml
– Maximale Nikotinmenge von 20mg/ml
– Verbot des Vertriebs von regelbaren Akkus unter der Bezeichnung Akku für E-Zigarette
– Maximales Verdampferfassungsvermögen von 2ml




2. Wie würde die Umsetzung der TPD für Sie im schlimmsten Fall aussehen?

Rene: Im schlimmsten Fall werden Sie den Markt totregulieren. Auch hier lässt die TPD den Spielraum zu. Das heißt sie werden alles regulieren: Tankverdampfer müssten auslaufsicher sein und wären damit nicht mehr nachfüllbar. Demnach geht alles in Richtung der Einweg-e-Zigarette – und Liquids wären faktisch vom Markt verschwunden. Was will der Endkunde mit Liquids wenn es keine Geräte mehr gibt in denen er es einfüllen könnte. Des Weiteren würde die Hardware nicht nur geprüft sein sondern müsste vollends 6 Monate vor Markteinführung zertifiziert werden. Hier hat niemand (außer die millionenschweren Tabakkonzerne das nötige Kleingeld für ). Fazit: 95% der jetzt vom Dampfermarkt lebenden Einzel- und Onlinehändler müssten Ihr Geschäft schließen. Es würde in sehr kurzer Zeit ein regelrechter Schwarzmarkt für Dampferhardware ( wie wir sie jetzt kennen) und auch Liquids geben. Mit der Folge das man uns kriminalisiert und die Preise künstlich explodieren lässt.

Jan Peter: … auswandern…

3. Wie würde die Umsetzung der TPD für Sie im besten Fall aussehen?

Rene: Im besten Fall und da heißt es derzeit für alle Dampfer DAUMEN DRÜCKEN! – gewinnt die Klage der Firma Totally Wicked vor dem europäischen Gerichtshof und die EU wird dazu verdonnert den Anhang zur TPD betreffend der E- Zigarette aus der Direktive zu entfernen. In diesem Falle hätte die Bundesregierung keine Verpflichtung und vor allem auch keine Handhabe mehr um in den Dampfermarkt in Deutschland einzugreifen. Da die zaghaften Versuche die Dampferei als Medizinprodukt einzustufen und in die Apotheken zu verlagern genauso kläglich gescheitert sind wie auch die Versuche der NRW Landesregierung die E-Zig ins Nichtraucherschutzgesetz zu integrieren (hier wurden alle Prozesse ausnahmslos verloren, und pro Dampfer entschieden)

Jan Peter: Leichte, teils sinnvolle, akzeptable Einschränkungen bei den Produkten.

4. Welche Gründe könnte es geben, dass das Dampfen derzeit so negativ in den Medien bewertet wird?

Rene: Dumme Frage – aber gut! Es gibt 2 Gründe: 1. Die Tabaklobby hat begriffen das das Dampfen ein ernstzunehmender Konkurrenz zur Tabakzigarette geworden ist und versucht nun mit allen Mitteln ( und hier rede ich auch offen von kriminellen Machenschaften wie Vorteilsnahmen und Bestechungen) dem Dampfen als solches zu schaden. Der 2. Grund liegt bei unserer Regierung die zum einen um die Einnahmen aus der Tabaksteuer aber auch um die Einnahmen und Umsätze aus dem Gesundheitswesen bangt. Man stelle sich vor 50% der Raucher würden aufs Dampfen umsteigen. Dann würden ja zigtausende Menschen jedes Jahr eben nicht sterben, sondern weiter leben und somit die Gemeinschaft ( seien es die Rentenkassen, oder Sozialkassen der Länder ) belasten.

Jan Peter: Wir gehen immer von einer selbstverantwortlichen, aufgeklärten Gesellschaft aus. Dazu jedoch braucht es fundierte Informationen und freie Studien aus unabhängiger, freier Forschung und Wissenschaft. Für einen Journalist ist die Gefahr gering, wenn er einen Verriss zur E-Zigarette schreibt. Befürwortet er jedoch das Produkt, muss er dieses fundieren. So funktioniert Boulevardjournalismus nun einmal.
Wenn ich mir jedoch die Auswüchse des Marktes im Moment ansehe, ist es kein Wunder das nach einer Regulierung geradezu gebettelt wird. Ich sehe TPD nicht als Bedrohung sondern als Chance zur Akzeptanz. Wir sprechen hier von einem unregulierten Drogenmarkt und dem Suchtstoff Nikotin. Natürlich haben dort viele Angst und Vorurteile. Ebenso ist es ein Verdrängungswettbewerb mit den herkömmlichen Nikotinprodukten – ein Milliardengeschäft. Sobald sich die Politik ernsthaft mit dem Thema auseinander setzen muss, rücken die wissenschaftlichen Fakten hoffentlich weiter in den Vordergrund. Vielleicht gibt es dann ja genug Interesse an groß angelegten, ernsthaften Studien zum Vergleich von Tabak- zu E-Zigarette.

5. Was können Dampfer im Einzelnen Ihrer Meinung nach tun, um das öffentliche Bild der E-Zigarette zu stärken?

Rene: Eine ganze Menge: zum 1. Sollten die Herrschaften aufhören im öffentlichen Straßenraum Ihre eigenen Cloud-Wettbewerbe abzuhalten. Das Subohmdampfen im Bereich von unter 0,2 Ohm mit entsprechend starken Akkugeräten gehört nicht auf die Straße – damit verunsichern wir die Allgemeinheit nur noch mehr! 2. Sollten wir offen über die Vor-und Nachteile des Dampfens kommunizieren. Wenn ich auf der Straße angesprochen werde das die „Dinger“ ja noch viel gefährlicher seien als die Kippe – dann nehme ich mir nach Möglichkeit die Zeit um die Menschen aufzuklären. Berichte über meine positiven Erfahrungen mit der e-zig und ermutige die Menschen dazu sich ein eigenes Bild zu verschaffen, und nicht blind auf die fremdgesteuerte Berichterstattung zu vertrauen.

Jan Peter: In der Öffentlichkeit dampfen wo sie vorher rauchten, Kontakt zu ihren politischen Vertreten aufnehmen – Demokratie funktioniert am besten von unten nach oben – nicht umgekehrt. Der Dampfende muss ein Gesicht bekommen damit man sieht, dass wir schon lange mitten in der Gesellschaft angekommen sind. UND fordert eine Regulierung! Dann aber bitte aber auf Grundlage von unabhängigen Studien zum Vergleich von E-Zigarette und Tabakzigarette. Viele vergessen scheinbar, dass Tabakwaren frei verkäuflich sind, wenn sie über Einschränkungen bei der E-Zigarette nachdenken.

6. Spüren Sie als Einzelhändler / Hersteller von Liquids schon jetzt eine Veränderung im Kaufverhalten bzw. bereiten Sie sich in irgendeiner Weise auf die TPD vor? Haben die derzeitigen Medienberichte zu Umsatzeinbrüchen geführt?

Rene: Nein eine Vorbereitung auf die Einführung der TPD ist auch gar nicht möglich, weil wir eben nicht ansatzweise wissen ob und was passieren wird, geschweige denn wann! Ja die negative Berichterstattung kann man am Zögern einiger Kunden schon ablesen. Von dramatischen Einbußen zu sprechen wäre aber übertrieben. Derzeit halten sich Neugier und Angst in etwa die Waage.

Jan Peter: Für eine genauere Analyse sind wir zu klein. Medienberichte, Poststreik, Warensortiment, Wetter – alles Faktoren und Mutmaßungen, woran welche Umsatzentwicklung liegt. Von Einbrüchen kann ich nicht sprechen.

7. Erhalten Sie explizite Fragen von Kunden bezüglich der Sicherheit des Dampfens und der Liquids im Speziellen?

Rene: Selbstverständlich! – Aber Gott sei Dank kann man auf diese Fragen ja auch fundiert und nachgewiesenermaßen antworten. Einzig die bislang fehlenden Langzeitstudien muss man halt einräumen. Hierbei betone ich dann immer das es allen klar sein muss das sie sich keine Vitamine reinpfeiffen mit der Dampfe.

Jan Peter:  Wenig

8. Welche Bedeutung hat das Dampfen für Sie persönlich? (Unabhängig vom geschäftlichen Part)

Rene: Ich bin sehr dankbar mit der Hilfe des Dampfens vom Rauchen weg gekommen zu sein.

Jan Peter: Ich bin ein so genannter Überzeugungstäter und dampfe seit Ende 2010.

9. Wo sehen Sie die E-Zigarette in 10 Jahren?

Rene: Hoffnung: deutlich vor der Tabakzigarette! Realistisch: Ich glaube, es wird die E- Zigarette für die Allgemeinheit in 10 Jahren nicht mehr geben.

Jan Peter: Bei mir auf dem Schreibtisch – wie im Moment auch.
Ernsthaft – ich halte die E-Zigarette für die Zukunft des Rauchens. Sie ist nicht gesund. Gesund ist, einen Apfel zu essen. Jedoch ist die E-Zigarette für Millionen anderer Ex-Raucher und mich das angenehmste Inhalationsprodukt für Nikotin. Ich gehe davon aus, das sich weiter herausstellen wird, dass das Dampfen um ein vielfaches weniger schädlich ist, als das Rauchen. Da bleibt dann nur die gesellschaftliche Frage, wollen wir eine drogenfreie Gesellschaft ohne Alkohol, Koffein, Nikotin etc. oder einen selbstverantwortlichen Umgang mit diesen Produkten innerhalb von gewissen Spielregeln, sprich einer wohl überlegten Gesetzgebung dazu. Ich denke, die E-Zigarette wird in 10 Jahren zum ganz normalen Gesellschaftsbild gehören.

10. Welche eventuell kommenden Änderungen der TPD erscheinen Ihnen sinnvoll, welche weniger sinnvoll?

Rene: CE – Norm Prüfung und Liquidüberwachung muss sein! – Alles andere bremst den Markt und macht viel mehr kaputt als es nutzen würde

Jan Peter: Warten wir es ab. Sinnvoll ist es sicherlich, den hemmungslosen Umgang mit Nikotin in irgendeiner Weise zu regulieren. Ich halte 18mg/ml oder 20mg/ml für eine vertretbare, absolute Obergrenze. Ich bin aber auch kein Wissenschaftler. Die aktuellen Verdampfergenerationen kämen sicher auch mit einer Grenze von 12mg/ml aus. Das einige Dampfer mit hohen Nikotinkonzentrationen in privaten Haushalten hemmungslos in Küchen rummischen, in denen noch andere Personen essen halte ich persönlich für gefährlich und unnötig. Aber da sind sicherlich auch wir Händler gefragt. Wenn so genannte Premium-Liquids für 5 bis 8 € pro 10mg angeboten werden, frage ich mich manchmal, wer zahlt denn so was … und wohin es den Markt treibt, sehen wir an den Liquidmischereien. Ich bin nicht grundsätzlich gegen das selbst anmischen von Liquid – ich weiß nur nicht, ob jeder ab 18 auch wirklich weiß, was er da tut.

11. Waren Sie vor der E-Zigarette Raucher? Wenn ja, würden Sie bei einem totalen Verbot der E-Zigarette wieder mit dem Rauchen anfangen?

Rene: Ja, ich war Raucher – und Nein, ich kann dafür Sorge tragen das mir die Geräte und das Liquid auf Jahrzehnte nicht ausgehen werden; und das werde ich auch tun.

Jan Peter: Ja, ich war vor der E-Zigarette starker Raucher und werde weiter dampfen, mit oder ohne gesetzliche Grundlage sofern freie wissenschaftliche Studien mich nicht davon überzeugen können, dass das Rauchen von Tabak gesünder ist, als das Dampfen von E-Zigaretten.

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